B-Vitamine – weitreichende physiologische Bedeutung

3D-Neuronen
Dass die Vitamine des B-Komplexes in ihrer Gesamtheit wichtige Bausteine für Stoffwechsel, Körper und Psyche sind, ist hinreichend bekannt. Dennoch zeigen wissenschaftliche Untersuchungen  immer wieder interessante Ansätze zur prophylaktischen oder  therapeutischen Anwendung einzelner B-Vitamine oder bestimmter B-Vitamin-Kombinationen.

Mangelversorgung an B-Vitaminen


Laut Dr. med. Bernd-Michael Löffler1 ist nur etwa ein Viertel der Bevölkerung befriedigend mit den Vitaminen B1, B2 und B6 versorgt, „mehr als 50% der deutschen Bevölkerung nimmt weniger als die empfohlene Menge von 300 mg Folsäure am Tag zu sich“.

Verschiedene Faktoren sind ursächlich für diese defizitäre Vitaminversorgung:

-    schlechte Resorption z.B. infolge von Leaky-Gut-Syndrom, chronischer Darm-Schleimhaut-Störung aufgrund von Unverträglichkeiten (z.B. Gluten-induziert) oder durch Medikamenteneinnahme (Protonenpumpenhemmer)
-    Ernährungsweise mit hochverarbeiteten Erzeugnissen oder Fastfood-Ernährung (bei der Herstellung hoch ausgemahlener Mehle Typ 405 gehen B-Vitamine weitgehend verloren)
-    Ernährungsformen ohne tierische Produkte (vegetarisch, vegan). Dabei ist besonders die B12-Versorgung gefährdet, und oft defizitär. Auch die DGE misst B12 eine größere Bedeutung bei und hat im Januar 2019 die empfohlene Zufuhr an B12 für gesunde Erwachsene auf 4 µg erhöht (für Schwangere und Stillende auf 4,5 – 5,5 µg).



!  Bei folgenden Indikationen an B-Vitamine denken  !


Folsäure zur Pillen-Verordnung2
Auch ohne expliziten Kinderwunsch und auch für sehr junge Frauen ist der Hinweis zur Folsäure-Substitution bei der Pillenverordnung sinnvoll, denn „mindestens 50% (der Neuralrohrdefekte) wären einfach zu vermeiden, wenn alle Frauen rechtzeitig (…) ausreichend Folat oder Folsäure zu sich nähmen“, so der Arbeitskreis Folsäure und Gesundheit (AKF)3.

Dabei spielt auch das Vorliegen eines Enzympolymorphismus eine Rolle, wodurch Folsäure nicht in vollem Umfang in die biologisch aktive Form umgewandelt werden kann. Davon wird die Empfehlung für die aktivierte Folsäure, das Folat (Metafolin) abgeleitet. Untersuchungen gehen davon aus, dass bei entsprechender Folsäure-Zufuhr (> 1 mg) zwar die Umwandlung aufgrund der geringeren Enzymaktivität langsamer erfolgt, aber dennoch in präventiv ausreichender Menge.

Homocystein - Arteriosklerose, Skeletterkrankungen4
Eine Unterversorgung mit Vitamin B6, B12 und Folsäure ist die häufigste Ursache für eine Homocystein-Erhöhung. Dabei ist speziell auf Veganer und ältere Menschen zu achten.

Ein zu hoher Homocystein-Spiegel ist auch mit verringerter Knochendichte und erhöhtem Frakturrisiko assoziiert. W. Bayer und K. Schmidt5 legen dar, dass „eine Absenkung erhöhter Homocystein-Werte durch Optimierung der Versorgung mit Folsäure und B12 (und auch mit B6) (…) als präventive Maßnahme für die Knochengesundheit und zur Verminderung von osteoporotischen Frakturen zu empfehlen ist“.

Vitamin B3 (Niacin, Niacitol) – Depression, Migräne6
Niacitol (Inositol-hexanicotinat) ist ein Prodrug des Vitamin B3 (Niacin). Durch den Depotcharakter wird der unangenehme Flush, der durch Vitamin B3 oft verursacht wird, vermieden und damit auch die Compliance verbessert.
Vitamin B3 ist ein wichtiger Baustein im Tryptophan und Serotonin-Stoffwechsel.
Beide Vitamin B3-Formen eignen sich gut zur Behandlung von Arthrose, Migräne, Depressionen, Schizophrenien, ADHS und zum Suchtentzug, einschließlich zum Ausschleichen von Psychopharmaka.


Autorin:
Maria Hoderlein
Apothekerin in der Klösterl-Apotheke München
Veröffentlichung im Mai 2019



Informationen zu Vitamin B Rezepturen aus der Klösterl-Apotheke (PDF)




Literatur
1 Dr. med. Bernd-Michael Löffler: Vitamin B-Mangel: Bedeutung für Diabetes Typ II und Herz-Kreislauf-Erkrankungen; OM & Ernährung, Nr. 160, 2017
2 Berthold Koletzko, Klaus Pietrzik (Arbeitskreis Folsäure und Gesundheit): Gesundheitliche Bedeutung der Folsäurezufuhr,Teil 1: Folsäure und Gesundheit
3 Aktuelles Konsensuspapier zur präventiven Bedeutung von Folsäure/Folat;
Journal med, 11. 2015
4 2002LABORATORIUM FÜR SPEKTRALANALYTISCHE UND BIOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN DR. BAYER GMBH 17. Jahrgang Heft 1/ SPURENELEMENT-UNDVITAMINREPORT: Homocystein-Risikofaktor nicht nur für cardio-vasculäre Erkrankungen
5 Wolfgang Bayer, Karlheinz Schmidt: Homocystein, B-Vitamine und degenerative Skeletterkrankungen.  Ernährung und Medizin 2015, 30: 116 - 119
6 www.dgom.de/wissenswertes/kompendium/orthomolekulare-praevention-und-therapie/30-inhalte/orthomolekulare-praevention-und-therapie/160-niacin


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Vitamin B Rezepturen - Therapeuteninformation
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