Veranstaltungsbericht

Mai 2018 in Darmstadt

Übersicht der Vortrags-Themen:

Nichtalkoholische Fettlebererkrankung NAFLD (Non-alcoholic  fatty liver disease):
Vortrag Prof. Dr. Nicolai Worm

Glutenintoleranz: Vortrag Dr. med. Axel Bolland

Schilddrüsenhormone – Jod – Cholesterin: Vortrag Dr. med. Jochen Armbruster

Bioidentische Hormone: Vortrag Dr. med. Jochen Armbruster

Den Beginn der Veranstaltung stellte ein Vortrag von Prof. Dr. Worm zum Thema „Nichtalkoholische Fettleber“ dar.

Prof. Dr. Worm stellte zahlreiche Studien vor, mit denen er die Bedeutung der bislang unterschätzten Nichtalkoholischen-Fettleber-Erkrankung  (NAFLD – Non-alcoholic fatty liver disease) als Risikofaktor für kardiovaskuläre, metabolische und chronische Nierenerkrankungen untermauerte.
Er führte aus, dass durch eine unphysiologische Zunahme und Umbau des Fettgewebes Immunzellen in das Gewebe eindringen, wodurch eine Entzündung hervorgerufen wird. Die proinflammatorischen Zytokine lösen in der Folge eine Insulinresistenz aus. Das Fettgewebe verliert seine Funktion der Fettspeicherung, das Fett lagert sich nun mehr im Bauchraum (Leber u. Pankreas), aber auch um Herz, Niere und Skelettmuskulatur ab. Diese Organe reagieren mit gestörter Funktion: Typ-2-Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen und chron. Nierenerkrankungen können die Folge sein.

Als Ursache wies er v.a. auf eine hohe Kohlenhydratzufuhr in Form von Fruktose (z.B. durch Softdrinks) hin. Diese fördert seiner Erfahrung nach besonders die Fetteinlagerung in der Leber, mehr als eine Fettzufuhr selbst. Auch die verbreitete muskuläre Inaktivität, der in unseren Breiten manifestierte Vitamin D-Mangel und eine unzureichende Darmgesundheit scheinen das NAFLD-Risiko zu erhöhen.

Wissenschaftlich belegte Therapiemöglichkeiten bestehen aus einer Änderung des Lebensstils mit Erhöhung der körperlichen Aktivität (mind. 2 Ausdauereinheiten pro Woche mit 30-60 min Dauer), der Zufuhr hepatoprotektiver Nährstoffe (u.a. Omega-3-Fettsäuren) und spezieller Aminosäuren, einer Sanierung des Darmtrakts (z.B. durch Präbiotika, Probiotika) und dem Ausgleich des Vitamin D-Spiegels.

Im Anschluss schilderte Herr Dr. Bolland seine Erfahrungen zum Thema „Glutenintoleranz“.
Er zeigte die strukturellen Ähnlichkeiten des kleinsten Bausteins Gliadin des Klebereiweißes Gluten (hauptsächlich in Weizen , Dinkel, Roggen, Gerste vorkommend) mit dem Kleberprotein  der Kuhmilchprodukte, dem Casein, auf. Und führte aus, dass unser Körper nicht in der Lage sei, diese beiden Grundbausteine der Kleberproteine zu unterscheiden. 
Da die Ernährungspyramide in unseren Breiten zeigt, dass sich unsere Bevölkerung hauptsächlich von diesen glutenhaltigen Getreiden und Kuhmilchprodukten ernährt, sieht er diese Grundnahrungsmittel in Verdacht, Auslöser diverser Erkrankungen zu sein (u.a.  Asthma, Infektanfälligkeit, Hashimoto-Thyreoiditis, Reizdarmsyndrom, Leaky-Gut-Syndrom, Ekzeme, Multiple Sklerose, Migräne, Fibromyalgie-Syndrom, uvm.).
Dr. Bolland erklärte die genetischen Voraussetzungen, die zum Ausbruch der Zöliakie führen, und erläuterte, anhand welcher Laborparameter (Gliadin-AK, Transglutaminase-AK) eine bestehende Zöliakie nachgewiesen werden kann. 
Im Unterschied hierzu führe die Weizenintoleranz  eher zu den Spättyp-Allergien, die sich anhand der erhöhten Laborparameter IgG und IgG4 nachweisen ließen.
Aus seiner Klinik stellte er beachtliche Heilungserfolge vor, die durch ein komplettes Heilfasten-Programm unter Ausschluss von gluten- und kuhmilcheiweißfreier Ernährung erreicht werden konnten. Er plädierte dafür, sowohl Kartoffeln als auch die glutenfreien Getreidearten Hafer, Reis, Mais und Hirse bevorzugt in der Ernährung zu empfehlen.

Dr. Armbruster ging in seinem ersten Vortrag nach einem kurzen Überblick über Funktion der Schilddrüse und der Schilddrüsenhormone auf das Thema Schilddrüsen-Unterfunktion ein. Neben den klassischen Symptomen erwähnte er besonders  Kälteempfindlichkeit, Erschwernis zur Gewichtsabnahme,  Chronisches Fatigue Syndrom, Muskel- und Gelenkschmerzen, Zyklusstörungen, Haar-und Hautprobleme sowie Hypotonie.
Die Bedeutung des Halogens Jod für unseren Organismus ist seiner Erfahrung nach viel größer als von der Schulmedizin propagiert. Besonders stellte er dabei den Zusammenhang zwischen einem Jod-Mangel und dem Risiko für Krebserkrankungen, u.a. der Brust, des Endometriums, der Eierstöcke und der Prostata, heraus. Jod werde neben der Schilddrüse besonders in den Nebennieren, in der Thymusdrüse, in den Ovarien und im Hypothalamus eingelagert. Allerdings verdrängten die Halogene Fluor, Chlor und Brom, die in unserer Umwelt und Nahrung vermehrt vorkommen, Jod aus den geschlossenen Bindungen und daher sei eine zusätzliche tägliche Jodaufnahme für Erwachsene dringend zu empfehlen.

Aus seiner Praxiserfahrung heraus sieht er im Jod-Mangel und auch im Vitamin D3-Mangel die hauptsächlichen Ursachen der Autoimmunthyreoiditis Hashimoto.
Daraus ergeben sich seine Therapieempfehlungen mit einer Zufuhr von elementarem Jod und Jodid (Wässrige Jodlösung NRF, Jodetten®, Jodoral®) und einer Vitamin D-Gabe von 5.000 IE pro Tag.
Um den Jod-Stoffwechsel zusätzlich positiv zu beeinflussen, empfiehlt er die Gabe von 100 mg Vitamin B2 und 300 mg Vitamin B3.
Außerdem rät er zur Vermeidung von glutenhaltigen Getreideprodukten, da das Gluten seiner Überzeugung nach durch die Darmwand (Leaky Guts) aufgenommen werden kann und in der Schilddrüse als fremdes Eiweiß zu einer Entzündungsreaktion führen kann.
Beim Ausgleich erniedrigter Schilddrüsenhormon-Werte plädiert Herr Dr. Armbruster für eine Angleichung der Labor-Referenzwerte bzgl. T3 und T4. Der TSH-Wert könnte als wenig aussagekräftig entfallen.
Seine Empfehlung für Referenzwerte der freien Schilddrüsenhormone sind:
fT3    3,0 bis 3,5 pg/ml und  fT4   0,9 bis 1,4 pg/ml
L-Thyroxin wird laut Dr. Armbruster häufig bei Hashimoto-Erkrankten nicht ausreichend in die aktive Form T3 umgewandelt.  Da fälschlicherweise oft nur der TSH-Wert bestimmt wird, wird die Umwandlungsstörung (Konversionsstörung) oft nicht als solche erkannt.
In diesem Fall empfiehlt er einen Wechsel von reinem T4 auf ein Kombipräparat T3/T4, wie z.B. Rezepturen mit natürlichem Schilddrüsenextrakt oder Novothyral®.
Anschließend zeigte er die Bedeutung der Cholesterin-Biosynthese für den gesamten Stoffwechsel und die weitgreifenden Auswirkungen eines Eingriffs in diese durch den verbreiteten Einsatz der Statine auf.
Cholesterin ist ein körpereigener lebensnotwendiger Naturstoff, die Cholesterin-Grundstruktur ist Ausgang jeglicher Hormon-Biosynthese.  Indem Statine den Syntheseschritt von Acetyl-CoA  zu HMG-CoA blockieren, wird auch die Produktion von Ubiquinon (Coenzym Q10) und in weiterer Folge auch die körpereigene Bildung von Vitamin D3, allen Steroidhormonen (u.a. Östrogen, Progesteron, Testosteron, Cortisol, DHEA) unterbrochen bzw. verzögert.
Leider würde seiner Erfahrung nach durch fragwürdige Studienauswertung die Nutzen-Risiko-Bewertung drastisch beschönigt.

Im zweiten Teil seiner Ausführungen ging Dr. Armbruster auf die bioidentische Hormontherapie ein.

Er schilderte ausführlich die chemische Synthese der Steroidhormone im Körper, ihre strukturelle Verwandtschaft und  die ihnen allen gemeinsame Basisstruktur des Cholesterins als Vorstufe.

Danach zeigte er die Wirkung des Progesterons auf. Da es eine Östrogendominanz zurückdrängt, setzt er es mit Erfolg bei östrogenabhängigen Beschwerden ein, wie z.B. bei PMS, Migräne, Asthma, Stimmungsschwankungen, Depression und Endometriose. Durch die Förderung der Einlagerung von Calcium in den Knochen stellt es eine gute Therapieoption bei Osteoporose dar.

Die Gesundheitsgefährdung durch östrogenähnlich wirkende Stoffe (Xeno-Östrogene, wie z.B. Weichmacher in Kunststoffen, Phtalate, PCBs, Fungizide und Herbizide, aber auch synthetisch abgewandelte  Östrogene und Gestagene) stellte Dr. Armbruster besonders heraus.

Um ein aus den Fugen geratenes hormonelles System wieder in ein natürliches Gleichgewicht zurückzuführen, ist die Ausbalancierung mithilfe bioidentischer Wirkstoffe, die genau den im menschlichen Körper vorkommenden Substanzen entsprechen, ausschlaggebend.

Zu Beginn einer bioidentischen Hormontherapie stehe immer die Ermittlung der aktuellen Spiegel der Steroidhormone.  Östradiol sollte seiner Überzeugung nach immer zusammen mit Progesteron verordnet werden, um dem physiologischen Status beider Hormone  gerecht zu werden.

Zum Schluss stellte Herr Dr. Armbruster noch einmal die Bedeutung des Vitamin D3 für die Gesundheit heraus. Ein Mangel an diesem wichtigen Vitamin stellt ein großes Risiko für chronisch-entzündliche Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen dar, u.a. seien in diesem Zusammenhang Multiple Sklerose, Diabetes Typ I, Morbus Crohn, Lupus erythematodes, Harnwegsinfekte, Morbus Parkinson, Psoriasis und Neurodermitis zu nennen.