Expertentag am 23. Juni 2012:
"Burn-out - ein Phänomen unserer Zeit"

Hier finden Sie die schriftliche Zusammenfassung der Referate von Dr. med. Hans Garten, Dr. med. Anita Ginter, Dr. rer. nat. Wolfgang Bayer, Dr. med. Peter Strauven und Dr. med. Siegfried Schlett.

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Veranstaltungen für medizinische Fachkreise

Josef Bierbaum
Marketing, Klösterl-Seminare und Kongresse

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Dr. med. Hans Garten:
Burn-out – neuroendokrine Mechanismen, klinisch diagnostische Parameter in der Praxis und therapeutische Konsequenzen



Dr. med. Hans Garten

Dr. med. Garten, Arzt für Anästhesie, Naturheilverfahren, Diplomate International Board of Applied Kinesiology, definiert im Einführungsvortrag des Expertentages das Burn-out Syndrom als Erschöpfungssyndrom bei andauerndem psychischen, emotionalen Stress. Das Burn-out Syndrom kann als Stressfolge ohne internistische Erkrankung (allmählicher Eintritt) vom Chronic Fatigue Syndrom, als Folge einer internistischen Grunderkrankung (plötzlicher Eintritt), meist mit Schmerzen) unterschieden werden. Burn-out darf auch als „eine zeitlich befristete und reversible Form der Depression“ bezeichnet werden. (Deutsches Ärzteblatt 18.11.2011). Traditionell sind besonders "helfende" Berufe betroffen.     
                                                                                                       
Die Burn-out Phasen sind klar definiert:
  • Enthusiasmus,
  • Stagnation,
  • Desillusionierung
  • Apathie,
  • Burnout

Die Messinstrumente für Burn-out sind umstritten. Häufig wird der Maslach Burn-out Inventar MBI Fragebogen-Test benutzt. Andere Fragebögen sind unter anderem der Copenhagen Burn-out Inventar, CBI, der Oldenburg Burn out Inventar, OLBI.
Durch die dauerhafte Aktivität der Katecholamine entstehen"Entzündungseffekte" des Immunsystemes  mit hs-CRP Erhöhung, TH2-Shift, NK-Zell-Defizit, verminderter T-Lympocyten-Aktivität. Es entsteht das Prinzip der "silent (low grade) inflammation".

In den weiteren diagnostischen Verfahren sollen auch bewährte Verfahren wie der Schellong Test (RR-Messung im Liegen und Stehen) mit posturaler orthostatischer Tachykardie als auch AV Ratio am Augenhintergrund nicht vernachlässigt werden.
Mit der Applied Kinesiology (AK) bietet sich ein elegantes, einfach anwendbares Untersuchungsverfahren an, um Störfelder besonders im hormonellen, neuroendokrinen Bereich bei Verdacht auf Stressbelastung des Körpers (zum Beispiel assozierte Muskeln wie Sartorius und Gracilis, neurolymphatische Reflexzonenreizung) festzustellen, gut zu behandeln und anschließend auch kontrollieren zu können.

Das Screening per Nosoden Challenge durch die AK differenziert unkompliziert und schnell mögliche differentialdiagnostische Einflüssevdurch Borrelien-, Chlamydien-, Yersinien-, Eppstein-Barr-, Cosackieinfektionen. Ebenso gilt dies für den Einfluss von Schwermetallbelastungen.

Antioxidantien, Mineralstoffe, Spurenelemente müssen bei Defizit (zum Besipiel Vollblutanalyse) auf jeden Fall substituiert werden.
Individuelle Interventionsmöglichkeiten sind wesentlich für eine erfolgreiche Behandlung beim Burn-out Syndrom. Hierzu gehören die Erschließung des Persönlichkeitsprofils mit Beratung, Coaching, in schweren Fällen Psychotherapie. Die Ernährung und die körperliche Aktivität zählen ebenso zur eingehenden Beratung wie Substitutionen von unterstützenden bioidentischen Stoffen angefangen von Fischölen, Q10, Vitamin D, B6, bis zu Magnesium, Zink, Kalium, Curcuma longa u.a.
Resümee des Referates von Dr. med. Garten
 

Dr. med. Anita Ginter:
Östrogendominanz – Ursachen, Folgen und mögliche Behandlungsoptionen



Dr. med. Anita Ginter

Frau Dr.Ginter beschreibt einführend die wichtige Physiologie der Östrogene von  Zellwachstum und Zelldifferenzierung, Stimulation (Genexpression), Ausbildung der primären, sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale, Begünstigung der Mineralisierung des Knochenwachstums, Erhöhung des HDL/LDL-Quotienten, Steigerung der Gerinnungsfaktoren, Förderung der NACL und Wasserretinierung im Gewebe, Rezeptorausbildung von Serotonin und Progesteron, was im Rahmen des Burn-out-Syndromes wichtige Konsequenzen hat.

Östrogene werden aus Cholesterol, ein Baustein des Cholesterins, in den Ovarien, in geringen Mengen (wichtig für die spätere Menopause) in den Nebennieren, Hoden, vor allem auch im Fettgewebe (Aromatisierung) gebildet.

Durch vermehrte Stressbelastung, altersbedingt, können sich die Östradiolwerte erheblich verändern.
Enzymatische (Genvarianten-SNIPs COMT, CYP1A1) Störungen/Varianten mit Hemmung der hormonellen Rückkopplung, oxidative Schädigungen der DNA, ein gestörter enterohepatischer Kreislauf (z.B. eine Darmdysbiose mit „LEAKY-GUT“ Syndrom entkoppelt die Glucuronidase) können zu einer Östrogendominanz mit allen Folgen führen.

Viel zu wenig Beachtung finden die Xenoestrogene (Pestizide, Kosmetika, Putzmittel, Weichmacher), die ebenfalls eine Östrogendominanz mit den Folgen der endokrinen Dysbalance verursachen. Die Rückkopplungssysteme werden unter anderem durch Rezeptorbelegung gestört.
Durch die Östrogendominanz kann ein verminderter Progesteron-, Schilddrüsenspiegel entstehen. Weitere Folgen sind vermehrte Brustspannung, erhöhtes Brustkrebsrisiko, Zyklusstörungen, Förderung von Autoimmunerkrankungen, Gallenblasenstörungen mit vermehrter Steinbildung, Kopfschmerzen und Migräne, Übergewicht mit vermehrter Fetteinlagerung.

Therapieoptionen sind Ernährungsumstellung (weniger Kohlenhydrate, Omega-3-Fettsäuren, Gewichtreduktion generell bei Übergewicht u.a.) vor allem zur Beeinflussung des Insulinspiegels: Hyperinsulinismus fördert die Östrogendominanz. Zusätzlich führt die Darmentlastung zur Verbesserung des "LEAKY-GUT-Syndromes") und zur Leberentgiftung-Leberentlastung (Stoffwechselschiene Östrogene).

Progesteron (1%-3% als Gel) kann in vielen Fällen als Antagonist zu Östradiaol (siehe Zyklus der Frau) eingesetzt werden. Es wirkt antidepressiv, Angst lösend, Blutdruck senkend, Gefäß schützend (ATP unterstützend). Die Dosis ist von vielen Faktoren abhängig und sollte nur von erfahrenen Ärzten beraten und verordnet werden.

Als Phytotherapie eignen sich Agnus castus, Dong Quai, Salbei, Isoflavone u.a.
Homöopathica wie Folliculinum AZM (www.remedia.at/homoepathie/Foll/folliculinum_ari.html) können unterstützend sehr gut helfen.

Ärztinnen/Ärzte, die mit der Applied Kinesiology arbeiten, haben ein hervorragendes zusätzliches Hilfsmittel, um sich für Arzt und Patient einen schnelleren Weg zu Diagnose und Therapie der Östrogendominanz zu erschließen. 

Resümee des Referates von Dr. med. Anita Ginter


Dr. rer. nat. Wolfgang Bayer:
"Neurostress und Burn-out-Syndrom: welche Laborparameter haben sich in der Differentialdiagnose bewährt?"



Dr. rer. nat. Wolfgang Bayer

Dr. Bayer führt seit mehr als 20 Jahren ein anerkanntes medizinisches Fachlabor in Stuttgart. Seine intensive Recherche in der derzeit vorliegenden Literatur beschreibt eher eine nüchterne Analyse von diagnostischen Parametern zur Detektion oder Differenzierung gegenüber anderen Erkrankungen in der Labormedizin: Es liegen derzeit nur wenige randomisierte Studien vor, die sich mit der Labordiagnostik und dem Burn-out Syndrom beschäftigen. Der Grund liegt im multifaktoriellen Geschehen der Burn-out Erkrankung mit seinen vielen Differenzialdiagnosen.

Gute Studien sind derzeit aber auf den Weg gebracht und werden Ergebnisse bieten.

Eine orientierende Leitlinie für die Labormedizin in der Burn-out Diagnostik ist der Begriff "chronic silent inflammation"!
Chronische Entzündungen, aber auch ernstere organische Körperveränderungen,  Mangelsituationen müssen detektiert werden, um dann den Patienten einer psychologisch orientierten Behandlung zuzuführen.

Zu den chronischen Entzündungen können Veränderungen von hs-CRP, ein T2 Shift u.a gehören. Chronische Infekte wie Eppstein-Barr-Virus, Cytomegalie, HHV6, Hepatitis müssen ausgeschlossen werden. Umweltgifte werden häufig nicht beachtet (Schwermetalle, Pestizide, Weichmacher u.a.).

Reaktive Immundefizite entstehen und sollten detektiert werden (NK-Zell Defizit, verminderte T-Zellaktivierung, Nitrothyrosinfunktionsstörung u.a.).
Schließlich spielen hormonelle Störungen eine wichtige Rolle in der Burn-out Diagnostik (neuroendokrine Achse, Cortisol-DHEA Verhältnis, Katecholamine, Serotonin u.a.).Vor allem in der zweiten Lebensdekade sollten Untersuchungen erfolgen.

Auf die Malabsorption von Tryptophan mit Serotoninmangel im Körper (Erschöpfung, Depression) beim Malabsorptions-Fruktoseintoleranz-Syndrom wird eindringlich hingewiesen. Eine gute ärztliche Anamnese ist hier wichtig!

Resümee des Referates von Dr. rer. nat. Wolfgang Bayer


Dr. med. Peter Strauven:
Burn-out: Herausforderung für den Arzt: Praxisalltag, Konzepte
für die Praxis



Dr. med. Peter Strauven, MSc.

Dr. med. Peter Strauven schildert am Beispiel seiner Praxis in Bonn den Ablauf im Praxisalltag bei Patienten, die mit dem Verdacht auf Burn-out Syndrom die Praxis betreten. Nur eine eingehende, zeitlich ausgedehnte Zuwendung im Erstgespräch (mindestens 45min-60min.) mit anschließender klinischer Untersuchung kann gezielt eine eindeutige Diagnose mit Behandlungskonzept bewirken; nur 10% aller sich vorstellenden Patienten haben überhaupt ein gesichertes Burn-out Syndrom in der Arztpraxis.

Da in vielen Praxen die Zeit und die Zuwendung für weitere Maßnahmen häufig limitiert sind, hat sich der Aufbau eines Netzwerkes von Spezialisten (Bewegungstrainer, Psychologe, Coach,
Physiotherapeut, Osteopath, Entspannungspädagoge u.a.) sehr bewährt. Denn diese Vernetzung ist der Schlüssel zum Erfolg! Der Aufbau solcher Netzwerke ist schnell und ohne größeren Zeitaufwand möglich.

Durch gezielte Laboruntersuchungen wie hs-CRP, TSH, Serotonin, DHEA, Cortisol - Tagesprofil, Progesteron, Testosteron. SHBG, Östradiol, Nitrothyrosin (Stressbelastung Stoffwechsel), Vollblut (Depotuntersuchung möglicher Mangel von Magnesium, Zink, Kalium, Kupfer), Fruktoseintoleranz-Diagnostik (löst u. a. Depressionen aus) und andere, gelingt es, sich schnell und gezielt einen Überblick über Differentialdiagnosen zu verschaffen (Chronic Fatigue Syndrom, organische Depressionen und Stimmungsschwankungen, Erschöpfungssyndrome anderer Ursache wie Hypothyreose).

Wichtiger werden in der letzten Zeit Untersuchungen, die eine vermehrte Durchlässigkeit der Darmschranke (Innen-Außen) nachweisen: hier unter anderem als orientierende Marker Zonulin, sekretorisches IGA, Calprotectin u.a.; Störungen der Darmbarriere können zu erheblichen Stoffwechselstörungen führen, im weiteren auch ein Burn-out Syndrom auslösen.

Bei festgestellten Mangelzuständen (Labor, wie z.B. die Vollblutuntersuchung) helfen Substitutionen (oral, intravenös) wie Magnesium-, Zink-, Vitamin B-Komplex, Vitamin C, Ginseng, 5-http u. a.; bewährte Präparate, wie zum Beispiel Pure-365-AntiStress Formel als Kapsel, können unterstützend helfen.
Diese Maßnahmen können allerdings nicht die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit im Sinne einer Gesundheit schützenden Veränderung ersetzen!

Dr. Strauven, MSc., weist hier auf das erste europäische Masterstudium "MSc. in Preventive Medicine" (Facharzt für Präventivmedizin) hin, in dem alle oben beschriebenen Maßnahmen universitär gelehrt werden. Die komplementäre Medizin behält hierbei weiter einen wichtigen Platz in der Burn-out Behandlung.

www.di-uni.de

Resümee des Referates von Dr. med. Peter Strauven


Dr. med. Siegfried Schlett:
"Hormonelle Regelkreise und ihre Substitution, Aminosäuren und ZNS
und Burn out Syndrom"




Dr. med. Siegfried Schlett, Apotheker und Mediziner

Dr. med. Schlett weist in seinem Vortrag nochmals auf die meist in der Labordiagnostik vernachlässigte hormonelle Veränderung bei Burn-out Patienten hin. Zwar laufen derzeit Studien, die aber im Ergebnis auf sich warten lassen, aber eine Basisuntersuchung hat gerade für die Differentialdiagnose grundsätzliche Bedeutung.

Hierbei spielen die Schilddrüse (TSH, FT3, FT4), die Nebenniere (DHEA, Adrenalin, Noradrenalin), das weniger bekannte, aber sehr gut regulative Hormon Pregnenolon, sowie Östradiol, Progesteron und Testosteron eine Rolle.
Gerade Frauen in der Prämeno-, Menopause profitieren bei bestehendem Mangel an Progesteron von einer Substitution. Sowohl durch Substitution von Utrogest (50-100 mg) oral oder 1-2% Progesteron transdermal können Begleiterscheinungen Durchschlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Abgeschlagenheit gut behandelt werden.

DHEA spielt ebenfalls als Gegenspieler (Antistress-Hormon) zum Cortisol (Stresshormon) eine wichtige Rolle. Zudem ist wenig bekannt, dass DHEA sehr fein abgestufte positive neuroendokrine Regulationsfunktionen besitzt. Eine Substitution bei Mangel kann durchaus gerechtfertigt sein.

Generell gehören solche Untersuchungen und Behandlungen in die Hand von erfahrenen Ärzten.

Resümee des Referates von Dr. med. Siegfried Schlett