Aspekte ganzheitlicher Schilddrüsentherapien - Morbus Hashimoto

Fachfortbildung für Therapeuten im Klösterl-Seminarzentrum
am 25. März 2017 mit Dr. med. Siegfried Schlett und Dr. med. Berndt Rieger

Seminarraum 1


Aspekte einer ganzheitlichen Schilddrüsentherapie unter besonderer Berücksichtigung von Mb. Hashimoto


Im ersten Teil des Seminars gab Dr. med. Siegfried Schlett einen breiten Einstieg in die Funktions- und Regulationsvorgänge, die rund um und in der Schilddrüse ablaufen. Ausgeführt wurden Diagnostik- und Behandlungskonzepte, die klassische und komplementäre Ansätze einschlossen. Großen Wert legte Dr. Schlett auf die Einbindung in andere Hormonkreisläufe, da 90% der Erkrankten Frauen sind und hormonelle Interaktionen in der Anamnese immer mit einzuschließen sind.
Im zweiten Teil ging er der Frage nach, warum sich die Schilddrüse überhaupt so leicht entzündet, wie wir sinnvoll auf entzündliche Reaktionen reagieren können und wo bei chronischen Entzündungsschieflagen Gefahren lauern. Ausführlich wurde über eine Art „anti-entzündliche Lebensweise“ gesprochen, die umfänglich mehr beinhaltet, wie die reine medizinische Behandlung der Entzündungsfolgen. Er gab eine Übersicht, wie man durch Steigerung der moderaten Bewegung, Verbesserung des Fettsäurestatus, Abbau von Gewebeübersäuerung, Steigerung der Nebennierenaktivität und des Immunsystems durch eine optimale Mikrobiota, den Körper wieder zur Downregulation entzündlicher Reaktionen führen und ihn dauerhaft stabilisieren kann.

Dr. med. Berndt Rieger, der seit vielen Jahren in seiner Praxis Schilddrüsen- und Hashimotofälle behandelt,  erläuterte an vielen praktischen Beispielen seine speziellen Behandlungskonzepte.
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine durch Schilddrüsen-Autoantikörper ausgelöste Entzündung der Schilddrüse. Die konventionelle Therapie besteht i.d.R. in einer lebenslangen Hormonersatztherapie, die für viele Patienten unbefriedigend ist.
Dr. Rieger legte integrative Behandlungskonzepte vor, die aus der langjährigen Praxis mit Hashimoto-Patienten entstanden. Eckpfeiler dabei sind: Hormonersatz, Lebensstilmodifikation, Vitalstofftherapie sowie lokale Therapiemaßnahmen. Dr. Rieger hat mehrere Bücher zu diesen Themen veröffentlicht und bildet z.B. in eigener Initiative Therapeuten im Massieren der Schilddrüse aus. Diese lokale Therapie erreicht die Entzündungszellen der Schilddrüse, die den Großteil der TPO-Antikörper bilden. Ist die Entzündung selbst bereits abgeklungen und die Schilddrüse verkleinert und narbig, hat eine Lokaltherapie das Ziel, die fibrotischen Strukturen aufzubrechen, die Durchblutung der Schilddrüse zu erhöhen, und Schlacken abzutransportieren. Das fördert die Neubildung von hormonbildenden Zellen und steigert die synthetische Leistungsfähigkeit der Schilddrüse.

Dr. Rieger stellte das Thema „Jod in der Therapie“ sehr ausführlich dar und konnte an praktischen Beispielen zeigen, wann man Jod geben sollte, wo es sich nicht bewährt und wie Patienten unterschiedlich darauf reagieren.

Gemeinsam betonten die Referenten die Verwendung von natürlichen Schilddrüsenextrakten, welche von Hashimotoerkrankten sehr gut vertragen werden, wenngleich auch immer wieder auf die individuelle Beachtung der Krankheitsgeschichten und Behandlungskonzepten hingewiesen wurde.


Dr. med. Berndt Rieger, Internist,
Zentrum für Traditionelle Europäische Medizin, Bamberg

Dr. med. Siegfried Schlett
, praktischer Arzt,
Ärztliches Naturheilkundezentrum Aschaffenburg