02.07.2015

Zusammenhänge zwischen Autoimmunerkrankungen und Neuropathien

Autoimmunerkrankungen reizen, fordern und überfordern auf Dauer das Immunsystem. Diese Langzeitbelastung scheint für das Abwehrsystem zu viel zu sein, es kann nicht mehr alle Schadstoffe und freien Radikale kompensieren und so entstehen Schäden an anderen Kompartimenten: an Nerven und Gefäßen.

Jeder 10. Typ-1-Diabetiker leidet auch an Zöliakie Aus der DPV-Datenbank (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation) geht hervor, dass Typ 1 Diabetes und Zöliakie häufig gemeinsam auftreten, da sie auf gemeinsame Genvarianten zurückzuführen sind. Von beiden Erkrankungen war bislang bekannt, dass Neuropathien mögliche Folgeerkrankungen sind. Neue Auswertungen der DPV-Daten zeigen, dass Schädigungen an Nerven und Gefäßen deutlich früher und schneller auftreten, wenn beide Erkrankungen gleichzeitig vorliegen. Der Umkehrschluss, ob glutenfreie Ernährung auch die neuropathische Schädigung durch Typ 1 Diabetes minimieren kann, steht noch aus.

Fazit
"Personen mit Typ-1-Diabetes sollten bei Diagnosestellung und in regelmäßigen Abständen auf Zöliakie untersucht werden" so Prof. Reinhard W. Holl vom Kompetenzzentrum Diabetes mellitus.

Andere Risikofaktoren minimieren Wer an Typ-1-Diabetes und Zöliakie erkrankt ist, sollte zum Schutz von Nerven und Gefäßen andere Risikofaktoren wie HbA1c-Wert, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung aktiv reduzieren.

Untersuchungen an großen Patientengruppen lassen ferner den Schluss zu, dass die Wechselbeziehung zwischen Zöliakie und peripherer Neuropathie bidirektional ist. Denn die Wahrscheinlichkeit an einer Neuropathie zu leiden ist schon vor der Zöliakiediagnose erhöht.
 
Exkurs
Pathophysiologisch ist Zöliakie eine Mischform aus Allergie und Autoimmunerkrankung. Auslöser der Erkrankung ist die Überempfindlichkeit gegen das körperfremde Eiweiß Gliadin, also eine allergische Reaktion. Für die Manifestation der Symptome ist die autoimmunologische Reaktion gegen körpereigene Strukturen verantwortlich mit dem Absterben von Enterozyten und dem Verlust von Dünndarmzotten.

Diese geschädigte Dünndarmschleimhaut ist in ihrer Resorptionsfähigkeit stark eingeschränkt. So können sich auch Nährstoffdefizite entwickeln, die den Organismus zusätzlich belasten und die Kompensationsleistung stark fordern. 


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