05.03.2013
Studie zu nicht-steroidalen Entzündungeshemmern (NSAIDs)
Vor neun Jahren sorgte der Skandal um Vioxx für Aufruhr in der Medizin.
Man hatte herausgefunden, dass der Wirkstoff Rofecoxib das Risiko für
Herz-Kreislauferkrankungen erhöht, was zur Rücknahme des Medikamentes
vom Markt führte. Nun wurden in einer Studie die Daten aus 15 Ländern
zur Verschreibung von nicht-steroidalen Entzündungeshemmern (NSAIDs)
ausgewertet. Dabei konnte gezeigt werden, dass Diclofenac und Etoricoxib
das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse in gleichem Maße wie Rofecoxib
erhöhen. Naproxen korrelierte mit dem geringsten Risiko.
Für die Auswertung wurden die Daten von Meta-Analysen randomisierter Studien und Beobachtungsstudien hinsichtlich des relativen Risikos (RR) herangezogen. Diese Daten wurden mit den Verkaufszahlen und Verschreibungen in 15 Ländern (sowohl einkommensschwache als auch einkommensstarke Länder) sowie den nationalen "Essential-Medicines"-Listen (EML) abgeglichen. "Essential Medicines" sind Arzneistoffe, die benötigt werden, um die dringlichsten Bedürfnisse der Bevölkerung zur medizinischen Versorgung zu befriedigen.
Dabei konnte gezeigt werden, dass Rofecoxib, Diclofenac und Etoricoxib durchwegs mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko - verglichen mit der Nichteinnahme von NSAIDs - assoziiert sind. Das Risiko für Diclofenac ist gar vergleichbar mit dem des vom Markt genommenen Rofecoxib. Während Rofecoxib nach den Ereignissen im Jahr 2006 von den nationalen EML verschwunden ist, führt Diclofenac die EML an. Ein wesentlich niedrigeres Risiko weist dagegen Naproxen auf, das wiederum selten Erwähnung in den EML findet. Diese Beobachtung spiegelt sich auch in der Abgabe und Verschreibung der Medikamente wider. Naproxen liegt mit einem Marktanteil von weniger als 10% deutlich unter dem von Diclofenac mit 30%. Diese Beobachtung kann sowohl in einkommensstarken als auch einkommensschwachen Ländern gemacht werden.
Die WHO hat diese Ergebnisse bereits berücksichtigt und führt in ihrer Modell-EML nur ASS, Ibuprofen und Paracetamol, nicht jedoch Diclofenac auf.
Fazit:
Selektive COX-2 Inhibitoren (z.B. Rofecoxib und Etoricoxib) werden zwar auf Grund der seltener auftretenden gastrointestinalen Nebenwirkungen gegenüber nicht-selektiven COX Inhibitoren (z.B. Naproxen, Ibuprofen und Diclofenac) global bevorzugt. Trotz allem sollte Diclofenac ebenso wie Rofecoxib von den nationalen EML verschwinden bzw. nur noch nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung bei Hochrisiko-Patienten eingesetzt werden.
Quellen:
1. |
Use of Non-Steroidal Anti-Inflammatory Drugs That Elevate Cardiovascular
Risk: An Examination of Sales and Essential Medicines Lists in Low-,
Middle-, and High-Income Countries Abstract und Editor´s summary http://www.plosmedicine.org/article/info%3Adoi/10.1371/journal.pmed.1001388 |
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2. |
McGettigan P, Henry D (2013) Use of non-steroidal anti-inflammatory
drugs that elevate cardiovascular risk: an examination of sales and
essential medicines lists in low-, middle-, and high-income countries.
PLoS Med 10: e1001388 doi:10.1371/journal.pmed.1001388. |
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3. |
http://whqlibdoc.who.int/hq/2011/a95053_eng.pdf |
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