08.10.2010

Passgenaue Therapie für rastlose Beine in Sicht

Rastlose Beine gleich rastlose Beine? Die Unterscheidung zwischen zwei Formen des so genannten Restless-Legs-Syndroms ist mit einfachen Tests möglich wie ein
Göttinger Team um Dr. Cornelius Bachmann in Kooperation mit Dr. Roman Rolke, Universität Mainz, in der Fachzeitschrift Brain zeigen konnte. Die Forscher konnten mit einem im Deutschen Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS)entwickelten Untersuchungsverfahren charakteristische Schmerzprofile für Patienten mit einem primären und sekundären Restless-Legs-Syndrom beschreiben – damit sind Rückschlüsse möglich, welche Therapie für welche Patienten am ehesten geeignet ist.

Sechs bis zwölf Prozent der Bevölkerung westlicher Industrienationen leiden am sog. primären Restless-Legs-Syndrom (RLS), dessen Ursache nicht fassbar ist. Dabei raubt ein Bewegungsdrang in den Beinen zusammen mit Kribbeln, Ziehen oder Reißen den Betroffenen oft den Schlaf. Die Diagnosefindung ist mit einem einzelnen Verfahren nicht möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass es neben dem primären RLS auch eine sekundäre Form gibt, die mit einer Erkrankung feiner Nervenfasern, sog. Small Fiber Neuropathie, assoziiert ist.

Mit einfachen Tests zur Diagnose
Die Forscher konnten nun zeigen, dass eine Unterscheidung mit Hilfe der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) nach DFNS-Standard möglich ist. Diese erfolgt mit einfachen Mitteln wie Pinsel oder Wattebausch auf der Haut und erfasst mit insgesamt 13 Parametern die Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen für Kälte, Wärme und diverse mechanische Reize. Damit lässt sich das Schmerzprofil der einzelnen Patienten bestimmen.

Das Ergebnis bei 21 Patienten mit primärem und 13 Patienten mit sekundärem RLS assoziiert mit Small Fiber Neuropathie im Vergleich mit 20 gesunden Probanden: Zwar waren alle Patienten besonders empfindlich auf spitze Nadelreize, aber Patienten mit primärem RLS nahmen Druck und Vibration stärker wahr. Patienten mit sekundärem RLS mit Erkrankung feiner Nervenfasern zeigten hingegen eine erhöhte Wahrnehmungsschwelle für Kälte und Wärme.

Passgenaue Therapie im Blick
„Mit der QST können wir nicht nur zwischen den beiden Formen des Restless-Legs-Syndroms unterscheiden – wir sind damit auch in der Lage, die Therapie zu optimieren.“, freuen sich Dr. Bachmann und Dr. Rolke. Patienten, die ein sekundäres RLS assoziiert mit einer Erkrankung feiner Nervenfasern haben, helfen eher Medikamente gegen Nervenschmerzen. Patienten mit einer primären RLS profitieren eher von Wirkstoffen, die wie der Nervenbotenstoff Dopamin wirken.

Die Arbeit wurde beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim mit dem zweiten Förderpreis für klinische Schmerzforschung 2010 ausgezeichnet.

Literatur
Cornelius G. Bachmann, Roman Rolke, Uta Scheidt, Christine Stadelmann, Martin Sommer, Goran Pavlakovic, Svenja Happe, Rolf-Detlef Treede, Walter Paulus (2010) Thermal hypoaesthesia differentiates secondary restless legs syndrome associated with small fibre neuropathy from primary restless legs syndrome. Brain 133(3): 762-770. doi:10.1093/brain/awq026

Quelle
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

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