Vitamin D



Es gibt Nährstoffe und Vitamine, die trotz wissenschaftsintensiven Zeiten eine Art Dornröschen-Dasein führten. Das Vitamin D gehört mit Sicherheit dazu. Seit mehreren Jahren werden jedoch neue Aspekte dieser Substanzgruppe zu Tage gefördert, die vor allem für längerfristige Gesundheitsaspekte wichtig scheinen. 

Verbindungen
Vitamin D ist eine Gruppe von Steroiden, deren Hauptwirkung sich in der Konformation „D3“ ausdrückt. Vitamin D1 stellt dabei eine Mischung von D2 und Lumisterol, welches physiologisch inaktiv ist, dar. Das Vitamin D2, Ergocalciferol oder Ercalciol, kommt z.B. in Pilzen vor. Diese Verbindung kann in den allgemeinen Vitamin-D-Stoffwechsel einmünden.

Die biologisch aktive Substanz ist das Vitamin D3,  Colecalciferol, Cholecalciferol oder Calciol.

Umrechnungszahlen
1 I.E. Vitamin D = 0,025µg
  1 µg  Vitamin D = 40 I.E.

Zur vollen Funktion des Vitamin D3 tragen Haut, Niere und Leber bei. 90% wird mit Hilfe von Sonnenlicht (UV-B) in der Haut gebildet. Das UV-A-Licht der Sonnenbanken hat keinen Einfluss darauf. D3 wird in der Leber zu 25-(OH)-Colecalciferol oxidiert und anschließend in der Niere zum 1α,25-(OH)2-Colecalciferol. 25-Hydroxycalciferol heißt auch Calcidiol, 1α,25-Dihydoxy- cholecalciferol heißt Calcitriol

Laborparameter
Sinnvollerweise wird der 25-(OH)-Colecalciferol-Gehalt im Blut bestimmt, weil er den Hauptpool der Vitamin-D-Metabolite repräsentiert. Dieser Wert eignet sich zur Feststellung eines Mangelzustandes. Der 1,25-(OH)2-Colecalciferol-Gehalt im Blut ist ein wichtigster Indikator für den Calciumstoffwechsel. Ein Mangel weist auf eine verminderte 1-α-Hydroxylase der Niere und damit auf eine gestörte Nierenfunktion hin. Im Blut gesunder Personen findet man eine Ratio von 25-(OH) : 1α,25-(OH)2 = 500 : 1. Werte zwischen 10-20ng/ml weisen auf einen Mangel hin. Für eine gute Knochengesundheit empfehlen sich Werte > 20ng/ml (1).

Stoffwechselbedeutung
Vit D3 steigert die Aufnahme von Calcium im Darm, indem es in den Mucosazellen die Bildung eines Calcium bindenden Proteins induziert. Es fördert die Rückresorption von Calcium in den Nieren und stimuliert die Osteoklastentätigkeit. Durch den erhöhten Blutcalciumspiegel wird gleichzeitig die Knochenmineralisation durch eine verstärkte Osteoblastentätigkeit unterstützt (2).

Es ist wichtig für gesunde Knochen, Zähne und die Erregungsleitung in Nerven und Muskeln.
Als man nun Vitamin-D-Rezeptoren in Zellkernen von Leukocyten, Lymphocyten und Makrophagen (3), Haut- und Hirnzellen nachwies, die nicht zum klassischen Calciumsystem gehören, erweiterte sich das Interesse. Mittlerweile ergibt sich ein komplexes Bild, welches hier nur stichwortartig dargestellt wird.

Eine Unterversorgung mit Vitamin D scheint nach bisherigen Untersuchungen ein Risikofaktor für folgende Erkrankungen zu sein:

  • Autoimmunkrankheiten (4) wie z. B. Multiple Sklerose (5) Morbus Crohn (6), Diabetes mellitus Typ 1(7), Systemischer Lupus erythematodes (8)
  • Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder Atemwegsinfekte (9)
  • Bluthochdruck (10)
  • Vitamin D und Calcium schützen vor Dickdarmkrebs (11) (12)
  • Eine Vielzahl weiterer Krebsarten (13) (14), wie z. B. Brustkrebs, Leukämie, Nierenkrebs, Ovarialkarzinom, Pankreaskarzinom, sowie Karzinome des Halses, des Kopfes und des Oesophagus
  • Durch Supplementation von Vitamin D lässt sich die Sturzrate von Menschen über 65 Jahren reduzieren. Die Einnahme von 700 bis 1000 IE reduzierte die Sturzrate um 19 Prozent (15)
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen (16) (17)
  • Metabolisches Syndrom (18)
  • Allgemein erhöhte Sterblichkeit (19)
  • Muskelschwäche/-schmerz und Fibromyalgie (20) (21)
  • Demenz und Parkinson-Krankheit (22)
  • Hirnleistungsstörung (23)
  • Vit D steuert die Ausreifung und Stabilisierung der Zellen im vaginalen Bereich (24) (25)

Interaktionen: Corticoide wirken – bezogen auf die Knochenmineralisation- antagonistisch

Unerwünschte Wirkung ohne Angaben zur Häufigkeit: Hypercalcaemie

Vitamin-D-Aufnahme
Die tägliche Vitamin-D-Aufnahme mit der Nahrung in verschiedenen Ländern ist häufig defizitär, wie auch die Untersuchungen des Dt. Ernährungsberichtes immer wieder zeigen. Besonders ältere Personen leiden unter einem Vitamin-D-Mangel, weil sie sowohl von den Sonnenexposition, der Ernährung als auch von den Organfunktionen her betrachtet, weniger aktives Vitamin D3 bilden können.