Schlafstörungen – Depressionen

Schlafstörung
Wohl fast jeder hat in seinem Leben schon einmal unter Schlaflosigkeit gelitten. In der Regel sind es zeitlich begrenzte Phasen, die in Zusammenhang mit bestimmten vorübergehenden Schwierigkeiten und Problemen des Lebens stehen. Nach einer gewissen Zeit stellt sich dann meist wieder der gewohnte Schlafrhythmus ein. Weitere Ursachen für Schlafstörungen  können die hormonelle Umstellung während der Wechseljahre sein, Schmerzen oder eine Krankheit wie u.a. Sodbrennen, Parkinson oder Angina pectoris.

Problematisch kann es werden, wenn eine Schlafstörung sich verselbstständigt und sich ein Teufelskreis aus Angst vor der Schlaflosigkeit und gestörtem Schlaf entwickelt, der die Schlafstörung chronisch werden lässt. Als chronisch wird eine Schlafstörung ab einer Dauer von sechs Monaten bezeichnet. Statistischen Erhebungen zufolge leidet in Deutschland etwa 10-15% der Bevölkerung unter einer behandlungsbedürftigen und chronischen Schlafstörung, die sich nicht nur auf das Befinden und die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit negativ auswirkt, sondern auch das Immunsystem beeinträchtigt und sogar eine Depression hervorrufen kann. 

Depression
Unter einer Depression leiden in Deutschland etwa 4 Millionen Menschen, das sind 5% der Bevölkerung. Während eine depressive Verstimmung eine vorübergehende Phase ist, kann eine Depression mehrere Jahre andauern. Die Betroffenen leiden unter Antriebsmangel, Konzentrations- und Leistungsstörungen, Angstgefühlen und ziehen sich sozial zurück. Fast immer wird sie begleitet von Schlafstörungen, wobei der gesamte Schlafverlauf verändert sein kann und Tiefschlafphasen vermindert sind. Langandauernder negativer Stress, traumatische Erlebnisse oder familiäre Veranlagung  – meist sind es mehrere Faktoren, die zu einer Depression führen.

Man unterscheidet verschiedene Arten der Depression, u.a. die saisonal abhängige Depression /SAD), die ausschließlich auf Lichtmangel zurückzuführen ist. Es ist charakteristisch für die SAD, dass sie ohne Schlafstörung auftritt.  Die größte Gefahr, die von einer Depression ausgeht, ist die Suizidgefährdung. Es wird vermutet, dass ein Großteil der jährlichen 12000 Suizide auf eine Depression zurückzuführen ist.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Schlafstörung und Depression?
Ein Zusammenhang zwischen Schlafstörung und Depression wurde schon seit langem beobachtet. Eine Schlafstörung ist häufig eines der ersten Symptome einer Depression, wobei besonders typisch das Aufwachen in den frühen Morgenstunden ist.  Umgekehrt konnte auch anhand verschiedener Studien festgestellt werden, dass sich aus einer länger andauernden Schlafstörung eine Depression entwickelt. Man nimmt heute an, dass bei Patienten mit einer chronischen Schlafstörung das Risiko, depressiv zu werden, zwei- bis viermal so hoch ist wie bei einem Menschen mit gesundem Schlaf. 

Eine Studie der Columbia Universität an 16 000 Schülern kam sogar zu dem Ergebnis, dass für Jugendliche, die regelmäßig nach Mitternacht ins Bett gehen, das Risiko an einer Depression zu erkranken, um 24 % höher liegt als für Jugendliche, die schon vor 22 Uhr schlafen gehen.

Um diesen Zusammenhang näher zu klären, wurden in den letzten Jahren vermehrt Untersuchungen angestellt. Eine Untersuchung der Universitiy of California, Berkeley kam zu dem Ergebnis, dass fehlender Schlaf die Kommunikation zwischen bestimmten Zentren des Gehirns ( Mandelkern und Frontallappen ) einschränken kann, was auf Dauer psychiatrische Symptome hervorrufen kann.

Als Gemeinsamkeit zwischen Schlafstörung und Depression wurde herausgefunden, dass bei beiden ein gleicher zentraler Prozess abläuft: die erhöhte Ausschüttung von Cortisol, die den Körper in einen Stresszustand versetzt.

Bei weiterer Betrachtung der biochemischen Zusammenhänge wird die enge Verzahnung zwischen Schlafstörung und Depression noch deutlicher. Als Schnittstelle kann Serotonin angesehen werden.  Serotonin (5-Hydroxy-Tryptamin) ist eine wichtige Überträgersubstanz von Nervenimpulsen im Gehirn. Es beeinflusst den Schlaf-Wach-Rhythmus und das Sexualverhalten und wirkt bei der Regelung der Stimmung, der Nahrungsaufnahme, der Körpertemperatur und der Schmerzwahrnehmung mit.  In der Zirbeldrüse wird aus Serotonin  Melatonin gebildet, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert.

Ein Mangel an Serotonin kann depressive Verstimmungen, Schlafstörungen und migräneartige Kopfschmerzen auslösen. Dass in den Wintermonaten bei weniger Lichteinfall vermindert Serotonin gebildet wird, kann die Entstehung  einer saisonal abhängigen Depression erklären. Auch wurde Untersuchungen zufolge festgestellt, dass depressive Menschen einen um 50 % verminderten Serotoningehalt im Blutserum aufweisen (gemessen während des morgendlichen Stimmungstiefs, das für Depressionen typisch ist.

Der Ausgangsstoff für die Bildung von Serotonin im Körper ist L- Tryptophan. Der weitere Weg bis zu Serotonin verläuft über das Zwischenprodukt 5-Hydroxy-L-Tryptophan (5-HTP), das schließlich in Serotonin umgewandelt wird. Als essentielle Aminosäure muss L- Tryptophan mit der Nahrung aufgenommen werden. Es ist in eiweißhaltigen Lebensmitteln wie Milch und Milchprodukten, Geflügel, Rindfleisch und Eiern enthalten, aber auch in Hülsenfrüchten, Nüssen, Kartoffeln und Kakao.

Um einen Serotoninmangel zu beheben, würde es nahe liegen, Serotonin direkt zu substituieren. Das ist nicht möglich, da Serotonin die Blut-Hirn- Schranke nicht passieren kann. Als Blut-Hirn-Schranke bezeichnet man die innerste Zellschicht der Hirngefäße, die als Barriere manche, vor allem schädliche Substanzen von den Nervenzellen fernhält. L-Tryptophan hingegen vermag die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und 5- HTP gelingt es noch leichter. Indirekt lässt sich der Serotoningehalt im Gehirn durch eine kohlehydratreiche Mahlzeit erhöhen, da hierdurch Insulin ausgeschüttet wird, was die Aufnahme der Vorläufersubstanz Tryptophan ins Gehirn erleichtert.

Sowohl L-Tryptophan als auch 5- HTP können als Vorläufersubstanzen erfolgreich für die Behandlung leichter und mittelschwerer Depressionen sowie von Schlafstörungen oder Migräne eingesetzt werden. Tryptophan wird biosynthetisch hergegestellt, 5- HTP wird aus den Bohnen der afrikanischen Pflanze Griffonia simplicifolia gewonnen. Tryptophan-haltige Präparate sind zur Behandlung von Schlafstörungen ohne Rezept, zur Behandlung von Depressionen nur mit  Rezept erhältlich.

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