PYRROLURIE – Eine Stoffwechselstörung mit vielen Gesichtern

Was versteht man unter Pyrrolurie?
Pyrrolurie, auch als Kryptopyrrolurie (KPU) oder Malvaria  bezeichnet, ist eine genetisch bedingte Stoffwechselstörung im Abbauprozess der Pyrrole.  Pyrrole werden benötigt für die Synthese von Häm, welches einen wichtigen Bestandteil des Hämoglobins, des roten Blutfarbstoffs, darstellt und somit ein essentieller Baustoff unseres Organismus ist.

Beim normalen  Abbauprozess werden Pyrrole jeweils zu viert in Gallenfarbstoffen aneinander gebunden, über die Galle in den  Darm abgegeben und mit dem Stuhl ausgeschieden. Liegt ein Übermaß an freien Pyrrolen vor wie bei der Pyrrolurie, verbinden sich die Pyrrole mit Pyridoxal- 5- Phosphat, der aktiven Form des Vitamin B 6 und Zink. Der so gebildete Komplex kann über die Niere und den Urin ausgeschieden werden. Es ist verständlich, dass dem Körper dadurch große Mengen an Zink und Vitamin B 6 verloren gehen, was zu Mangelzuständen dieser wichtigen Substanzen führt.

Es wird angenommen, dass etwa 10 – 15% der europäischen Bevölkerung, bevorzugt Frauen,  die genetische Veranlagung zu Pyrrolurie in unterschiedlicher Ausprägung in sich tragen.  Es dürfte sich also durchaus um eine häufige Besonderheit handeln, mit deren Symptomen und Auswirkungen es sich lohnt zu beschäftigen. Die Pyrrolurie ist vor allem im Rahmen der nährstoffbezogenen (orthomolekularen) Medizin bekannt, in der Schulmedizin ist die Pyrrolurie und deren Auswirkungen umstritten.

Ausführlich beschrieben wurde die Pyrrolurie schon vor 40 Jahren von Carl C. Pfeiffer und Mitarbeitern und Irvine. Zuvor hatte Payza 1959 bei der Papierchromatographie im Urin von LSD- behandelten Personen einen malvenfarbenen Fleck gefunden, den man „Mauve-Factor“ nannte. Irvine entdeckte ihn 1961 auch bei schizophrenen Patienten; die dazugehörende Form der Schizophrenie wurde deshalb als „Malvaria“ beschrieben. Die chemische Struktur wurde allerdings erst im Jahr 1969 als Kryptopyrrol identifiziert. In Untersuchungen fand sich der sogenannte Malven- Faktor auch bei 24 % verhaltensgestörter Kinder und bei 7 – 11% der Normalbevölkerung.  

Welche Symptome können in Zusammenhang mit Pyrrolurie stehen ?
Da Vitamin B6 und Zink an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt sind, ist es leicht einzusehen, dass sich ein Mangel an diesen Substanzen vielfältig und an verschiedenen Organen und Organsystemen auswirken kann. Vitamin B6 ist zudem an der Synthese von Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin beteiligt. So werden die Auswirkungen der Pyrrolurie in der orthomolekularen Medizin auch sehr unterschiedlichen Krankheitsbildern zugeordnet. 

Man kann zwischen Symptomen, die sich vorwiegend auf geistig - psychischer Ebene bewegen und körperlichen Krankheitszeichen unterscheiden:
  • Zu den geistig-psychischen Auffälligkeiten werden ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis, mangelnde Konzentrationsfähigkeit und fehlende Traumerinnerung gezählt. Es ist für die Veranlagung charakteristisch, dass Betroffene sich reine Fakten alleine nur schlecht merken können, während Fakten, die in einem sinnvollen Zusammenhang miteinander stehen, sehr gut in Erinnerung bleiben. Diese Eigenschaft kann sehr wertvoll sein und sogar als besondere Begabung imponieren. Typisch ist andererseits eine besondere Stressunverträglichkeit, die sich in massivem Angstempfinden und chaotischem Verhalten äußern kann.
    Beobachtet werden besonders bei Kindern bestimmte Verhaltensstörungen wie ADHS= Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom mit Hyperaktivität oder ADS= Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom,  andererseits aber auch lethargisches Verhalten und Autismus.
    Mit Pyrrolurie werden auch Schlafstörungen und sogar manche Halluzinationen und Schizophrenie-Syndrome in Zusammenhang gebracht.
  • Ebenso mannigfaltig werden die körperlichen Auswirkungen der Pyrrolurie auf verschiedene Organsysteme beschrieben. Die Krankheitsbilder, die mit Pyrrolurie in Verbindung gebracht werden, reichen von erhöhter Infektanfälligkeit, Hauterscheinungen wie Akne vulgaris, Neurodermitis und Ekzemen oder Haarausfall bis hin zu Kopfschmerzen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Weichteil- und Gelenkrheuma, Erkrankungen der Schilddrüse, chronischen Darmerkrankungen, Karpaltunnelsyndrom und Zyklusstörungen der Frau sowie Potenzstörungen des Mannes.

Als sichtbare Zeichen eines Zinkmangels werden kleinere oder größere weiße Fleckchen auf den Fingernägeln, die so genannte Leukonychie gewertet. Häufig werden sie mit Querfurchen kombiniert angetroffen. Weitere Zeichen des Zinkmangels sind brüchige Nägel, struppige Haare und Streifen der Haut (Striae) an Hüften, Schenkeln und Bauch. Auf einen Zinkmangel können Geschmacksstörungen hinweisen, die zu Appetitlosigkeit führen können, aber auch Nachtblindheit und schlechte Wundheilung.

Als typisches Zeichen eines Mangels an Vitamin B6 gelten neben der beschriebenen Kurzzeitgedächtnisstörung, Reizbarkeit und Konzentrationsschwäche auch Einrisse an den Mundwinkeln, so genannte Mundwinkelrhagaden

Wie kann Pyrrolurie diagnostiziert werden?
Mit einem besonderen Labortest lässt sich im Urin Pyrrol als Kryptopyrrol nachweisen.  Der Kryptopyrrolwert im Urin sollte Literaturangaben zufolge 15µg/dl nicht übersteigen. Die Bestimmung erfolgt in einem Speziallabor. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass während etwa einer Woche zuvor keine größeren Mengen an Vitaminen, insbesondere B-Vitamine  aufgenommen werden, damit eventuelle dadurch bedingte Messstörungen ausgeschlossen werden.

Was kann man unternehmen?
Ist der Verdacht auf das Vorliegen einer Pyrrolurie gegeben und hat der Urintest einen Wert über 15 µg/dl erbracht, kann der Versuch unternommen werden, über eine Substitution von Zink und Vitamin B6 eine Verbesserung der Störungen zu erreichen. Denn eine alleinige Umstellung der Ernährung mit Erhöhung des Zink- und Vitamin B6- Gehalts der Nahrung ist nicht ausreichend.

Die Zufuhr von Zink und Vitamin B6  sollte jedoch nicht in Eigenregie, sondern in Begleitung eines in der orthomolekularen Medizin erfahrenen Arztes oder Heilpraktikers durchgeführt werden, denn der Bedarf an Zink und Vitamin B6  wird dem Erfolg der Behandlung entsprechend bemessen und angepasst. Eine zusätzliche Ergänzung von Mangan, Magnesium und anderen Wirkstoffen kann ebenfalls sinnvoll sein.      

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