Mitochondropathie

Von Dr. med. Siegfried Schlett
nach Dr. W.P. Bieger © 2010

Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zelle, in der Muskulatur z.B. bis zu 5000 pro Zelle. Sie reduzieren Sauerstoff über die fünf Enzymkomplexe der Atmungskette zu Wasser, wobei über den Zitronensäurezyklus aus Fettsäuren und Glucose der Wasserstoff beigesteuert wird. Bei diesen Reaktionsschritten wird Energie gewonnen, die zur Bildung von ATP eingesetzt wird. Wegen der Natur des Verbrennungsvorganges sind Mitochondrien immer auch eine Gefahrenquelle, denn selbst optimal funktionierende Mitochondrien schaffen keine "funkenfreie" Sauerstoffverbrennung entlang der Enzymkomplexe der Atmungskette.

1-3% der O2-Moleküle fallen vorzeitig als hochreaktive Radikale („Funkenflug“) aus der Atmungskette heraus und können als reactive oxygen species (ROS) oxidative Schäden in den Zellen und darüber hinaus induzieren. Nitrogen oxidative species ergänzen die Radikalflut. Deren Aufgabe ist wiederum ambivalent. So reguliert NO* in den Mitochondrien die Intensität der Atmungskettenaktivität, indem NO* in Konkurrenz zu Sauerstoff die Aktivität der Cytochromoxidase reversibel hemmt.

Steigt die NO*-Konzentration weiter an, werden auch andere Enzyme der Atmungskette gehemmt. Mitochondriopathien sind im engeren medizinischen Sinne ererbte oder erworbene, somatische Mutationen, die zu Gendefekten und zur progressiven Funktionseinbuße der Atmungskette führen. Aus den oben genannten Gründen ist es logisch, dass diese im Laufe der Jahre zu schweren Schäden bis zum Tode führen können.

Fehlerhafte Verbrennung führt zu somatische Mutationen des mitochondrialen Genoms und ist infolge der hohen lokalen Radikalkonzentrationen mit dem Alter die häufigste Form der Degeneration. Neben den ggf. schwerwiegenden hereditären oder somatischen Mutationen spielt die reversible oder irreversible Inaktivierung bzw. Schädigung mitochondrialer Enzymsysteme durch ROS/NOS eine weitaus größere Rolle. Sie sind inzwischen Gegenstand vieler Diskussionen und werden als erhebliches Problem für die Entstehung und den Verlauf chronischer gesundheitlicher Störungen angesehen, z.B. für
  • postinfektiöse oder idiopathische Fatiguesyndrome (CFSA, FMS, MCS, Tumorfatigue, etc.);
  • Umwelterkrankungen (Schadstoffbelastung);
  • metabolisches Syndrom, Diabetes, Arteriosklerose, Cardiomyopathien, Hochdruck;
  • chronische Infektionen und Entzündungen, Autoimmunerkrankungen;
  • Tumorerkrankungen;
  • Neuropathien, neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer oder ALS, Depressionen, bipolare Erkrankungen, Schizophrenie;
  • Altern

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Mitochondropathie - Therapien und Rezepturvorschläge