Physiologische Eigenschaften und therapeutischer Nutzen von Methylcobalamin als einer bioaktiven Form von Vitamin B12

Seit mehreren Jahren steht Methylcobalamin zur Therapie nährstoffabhängiger Erkrankungen oder bei nutriologischer Therapie zur Verfügung. Es besitzt biochemische Funktion als Cofaktor des Enzyms Methionin-Synthase und ist beteiligt am Transfer von Methylgruppen. Methylcobalamin wurde bisher oral, intramuskulär und intravenös appliziert.

Da aber auch über die Mundhöhle die Aufnahme von Vitamin B12 möglich ist, wird von der Klösterl-Apotheke Methylcobalamin auch in Tropfenform zur sublingualen Anwendung angeboten. Nach einer Untersuchung des "Centers of Medicine and Research and Clinical Pharmacology" der Universität Tel Aviv zeigten sich an einer Gruppe von 30 Personen mit nachgewiesenem B12-Mangel nach vierwöchiger sublingualer Gabe von 500µg B12 ebenso signifikant hohe Vitamin -B12-Spiegel im Blut, wie nach oraler Gabe.

Auch in einer anderen Studie von G. Delpre und P. Stark, erwies sich die sublinguale Anwendungsform als effizient und verträglich. Somit kann auch die Vitamin B12-Gabe unter die Zunge allen Personen, die Vitamin B12 über den Magen-Darm-Trakt schlecht oder gar nicht aufnehmen (Bsp Geriatrie), empfohlen werden.

Forschungsergebnisse
Folgende Effekte von Methylcobalamin haben sich aus verschiedenen Untersuchungen zusammenfassend ergeben:
  • Bei Diabetikern ist v. a. bei langfristiger und hoher Metformingabe mit Vitamin B12-Mangel und perniziöser Anämie zu rechnen. Zudem besserten sich bei Patienten mit diabetischer Neuropathie die neurologischen Symptome und der Herzfrequenzparameter.
  • Bei männlicher Infertilität konnte eine signifikante Verbesserung von Spermatozoenzahl und -motilität erreicht werden, unabhängig von LH-, FSH- und Testosteronkonzentration.
  • Unter experimentellen Bedingungen konnte die Übertragung von HIV-1-Viren auf menschliche Monozyten und Lymphozyten durch VitB12- Gabe gehemmt werden.
  • Nach parenteraler Applikation war eine Senkung eines erhöhten Homocysteinspiegels festzustellen.
  • Bei Lebererkrankungen in Kombination mit Vitaminmängeln ist es besonders wichtig auf das biologisch aktive VitB12 (s.u.) umzusteigen, da intrahepatisch hohe Spiegel zu verzeichnen sind trotz extrahepatischem Mangel an VitB12. Zurückzuführen ist dieses Phänomen auf eine Cofaktorresorptionsstörung des geschädigten Organs und die dadurch verminderte Umwandlung von VitB12 in seine biologisch aktiven Metabolite in der Leber.
  • Erfolgreicher Einsatz von VitB12 konnte bei Schlafstörungen, sowie gestörtem zirkadianem- und Schlaf-Wach-Rhythmus verzeichnet werden. Dies geschah v.a. durch Beeinflussung der Melatoninsekretion und Lichtsensibilität. Bei Gesunden wurde zudem subjektives Wohlbefinden, Wachheit, Konzentrationsvermögen und Schlafqualität verbessert.
  • Unter Studienbedingungen war ein therapeutischer Nutzen bei Sehstörungen und einseitiger Fazialisparese festzustellen.

Die biochemischen und therapeutischen Vorteile bei Anwendung der Coenzymformen von Adenosyl- und Methylcobalamin sind gegenüber anderen VitB12 Formen (Hydroxy- und Cyanocobalamin) klar erkennbar. In der Behandlung von VitB12 -Mangelzuständen und -Krankheitsbildern, die positiv auf Cobalamin reagieren, sollten sie deshalb künftig als Mittel der Wahl gelten.

Neben der geringeren Toxizität gegenüber Cyanocobalamin bietet die Bioverfügbarkeit der aktivierten Vitamin B12-Formen in Bezug auf die  Retentionsrate, als auch auf die nachgewiesenen Gewebespiegel, eindeutige Vorteile. Eine verringerte Umwandlung durch Ernährungsdysbalancen, Enzymdefekte oder Organveränderungen ist dadurch zu umgehen. Auch die Eliminationsrate von Methylcobalamin ist geringer und somit vorteihaft in der Therapie.

Für die Praxis ist auch zu beachten, dass  zirkulierende Vitamin-B12-Mengen nicht  unbedingt dem B12-Gewebespiegel entsprechen und dass deshalb die Gabe von Vitamin B12 auch dann Sinn machen kann, wenn bei der Blutanalyse ein normaler VitB12- Wert ermittelt wurde.

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