Immunsystem stärken in Zeiten erhöhter Erregerbelastung

Wald und Licht


Immunsystem stärken in Zeiten erhöhter Erregerbelastung


Anregungen aus der Orthomolekularmedizin und der Phytotherapie



Wärmere Temperaturen und sprießende Blumen kündigen den Wechsel vom Winter auf den Frühling an. Diese Übergangszeit ist für den Organismus jedoch sehr anstrengend. Die körperlichen Abwehrreserven sind aufgebraucht - so zeigen Studien den niedrigsten Vitamin D-Spiegel im April.  Gleichzeitig kommt durch den beginnenden Pollenflug eine höhere Allergenbelastung auf das Immunsystem zu. Verschärft wird die jahreszeitliche Situation dieses Jahr noch durch das neuartige Virus SARS-CoV-2. Die Immunkompetenz des Körpers zu stärken ist deshalb jetzt für alle Menschen wichtig.

Mit zunehmendem Lebensalter lässt auch die Leistungsfähigkeit des Immunsystems allmählich nach. Die Folge davon ist eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit älterer Menschen. Der US-amerikanische Gerontologe Roy Walford prägte für diese Entwicklung den Begriff „Immunoseneszenz“.

Das Altern des Immunsystems gilt als besondere Herausforderung, aber auch als Chance für die präventive Medizin.

Immunprävention und -modulation
ist in Zeiten erhöhter Infektionsgefahr,
erhöhter Allergenbelastung oder
bei chronischen Erkrankungen ein sehr relevantes Thema.


Immunmodulierende oder -regulierende Stoffe stärken einerseits die Abwehrfunktionen des Immunsystems und hemmen gleichzeitig Autoimmunreaktionen. Daher sind diese Substanzen auch für Allergiker (z.B. Heuschnupfengeplagte) gut geeignet.

Zusätzlich kommt vielen immunstärkenden Mitteln auch eine Tumor-protektive Wirkung zu. Zellen mit Fehlregulation in Wachstum und Zellteilung können schneller erkannt und eliminiert werden.




Immunprävention mit Orthomolekularmedizin

Die Orthomolekularmedizin beruht auf dem Prinzip, den Organismus optimal mit Nährstoffen zu versorgen, damit er alle seine Funktionen gut erfüllen kann.  Auch bei einer ausgewogenen Ernährung ist diese optimale Nährstoffzufuhr mit den lange gelagerten und z.T. hoch verarbeiteten Lebensmitteln oft nicht mehr gewährleistet. Gemäß der Regel „Jede Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied“ benötigt das hochkomplexe Abwehrsystem alle nötigen Nährstoffe, um einwandfrei arbeiten zu können.

Zur Verifizierung einer zielgerichteten Prävention mit Vitalstoffen steht ein umfassendes Spektrum labormedizinischer Analysen zur Verfügung.

Antioxidantien und Redoxstabilisatoren wie Vitamin C, Glutathion und seine Vorstufe NAC haben eine immunregulierende Funktion. Diese Mikronährstoffe bieten einen weitreichenden Zellschutz, indem sie freie Radikale abfangen und so den oxidativen Stress auch für die Immunzellen reduzieren. 

Die Bedeutung von Zink und Selen für die Abwehrfunktion ist unbestritten. Die beiden Mineralstoffe aktivieren zahlreiche körpereigene Enzyme zum Aufbau einer zielgerichteten Erregerabwehr. Sie wirken aktivierend auf zytotoxische T-Lymphozyten, die speziell bei der Bekämpfung bakterieller und viraler Infektionen eine wichtige Rolle spielen.

Vitamin D hat hinsichtlich des Immunsystems eine Doppelfunktion. Über die Aktivierung der Makrophagen induziert Vitamin D eine effiziente Erregerelimination, verbessert die Immunantwort von T-Lymphozyten und wirkt antiinflammatorisch. Gleichzeitig hemmt Vitamin D die Autoimmunität durch immunmodulierende Effekte auf T-Lymphozyten.


Öltropfen

Vitamin D Bericht aus der Praxis
Vitamin D und Magnesium
 
 



Immunsystem unterstützen mit Phytotherapeutika

Der Mix aus sekundären Pflanzenstoffen macht Heilpflanzen für die Stärkung der Immunkompetenz so interessant. Es handelt sich dabei um pflanzliche Inhaltsstoffe, die nicht den primären Pflanzen-stoffen (Kohlehydrate, Eiweiß und Fett) zugerechnet werden, jedoch für die Pflanze wichtige Funktionen im Stoffwechsel haben. Im chemischen Aufbau sind sekundäre Pflanzenstoffe sehr unterschiedlich. Viele Studien zeigen, dass sekundäre Pflanzenstoffe die essentiellen Mikronährstoffe (Vitalstoffe) in ihrer Wirkung optimal ergänzen und somit eine wichtige Bedeutung für die Gesundheit des menschlichen Körper haben. Sie beeinflussen viele Stoffwechselprozesse positiv und unterstützen speziell das Immunsystem.

So enthalten Tinkturen oder Extrakte aus der Pelargonienwurzel eine wertvolle Kombination aus Cumarinen, Gerbstoffen und ätherischen Ölen. Sie wird gegen Viren und Bakterien eingesetzt und besitzt sekretolytische Eigenschaften, was besonders bei Atemwegserkrankungen mit Sekretstau heilungsfördernd wirkt. Der Extrakt ist auch für Kleinkinder ab einem Jahr geeignet.

Der immunstärkende Effekt kann schon vorbeugend genutzt werden.
In der traditionellen europäischen Medizin ist v.a. Echinacea purpurea (der Rote Sonnenhut) als immunstimulierende, entzündungshemmende und antivirale Pflanze bekannt. Zahlreiche Studien belegen diese Effekte bei Erkältung, Grippe und anderen Infektionen der oberen Atemwege.

Der Zistrose (Cystus) wird aufgrund ihrer komplexen, hochpolymeren Polyphenole die Eigenschaft zugesprochen, Viren, Bakterien und freie Schwermetalle weitgehend zu umhüllen und physikalisch zu eliminieren. Sie wird auch zur Linderung von Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum empfohlen.

Die Senfölglykoside in Meerrettich und Kapuzinerkresse haben eine stark antimikrobielle Wirkung und gelten daher als „pflanzliches Antibiotikum“. Präparate mit Meerrettich und Kapuzinerkresse werden gerne eingesetzt zur Unterstützung des Immunsystems bei Erkältung oder Infektionen der Harn- und Atemwege.

Auch Phytotherapeutika mit eher entzündungshemmendem Schwerpunkt wie Curcuma (Gelbwurz), Weihrauch, Grüner Tee, Traubenkernextrakt (OPC) und Ginkgo unterstützen und stimulieren das Immunsystem.

Eine besondere Form der Phytotherapie stellt die Gemmotherapie dar. Sie beruht auf der Lebens-kraft im Embryonalgewebe von Pflanzenknospen und nutzt diese als Heil- und Regenerationsquelle für den Menschen. Das Knospenmazerat unterstützt Regenerationsprozesse und wirkt vitalisierend und immunstimulierend.

Besonders die Knospen der Schwarzen Johannisbeere (Ribes nigrum) gelten als Allroundmittel, das bei Entzündungen der Gelenke (Arthrose, Rheuma) und Atemwege sowie bei allergischen Reaktionen (z.B. Heuschnupfen, allergisches Asthma) eingesetzt wird.


Allergien - orthomolekulare und phytotherapeutische Empfehlungen
 
 



Auch die in der Aromatherapie verwendeten ätherischen Öle eignen sich sowohl präventiv als auch therapeutisch zur Unterstützung des Immunsystems. Viele ätherische Öle stören die Zellmembran von Erregern und deren Fähigkeit, sich an menschliche Zellen anzudocken. So haben z.B. Eukalyptus, Oregano, Manuka und Thymian gute antibakterielle und antivirale Wirkungen. Daher werden diese Öle gerne zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt, auch aufgrund ihrer entzündungshemmenden, schleimlösenden und auswurffördernden Eigenschaften.


Weitere immunpräventive Möglichkeiten


Vitalpilze

Erfahrene Therapeuten haben mit Vitalpilzen wie Agaricus, Maitake, Cordyceps oder Reishi gute Erfolge bei der Stabilisierung des Immunsystems gemacht. Die immunmodulierenden Eigenschaften der Vitalpilze beruhen auf einer Aktivierung von Makrophagen und einer Steigerung der ATP-Bildung.


Probiotika

Das Mikrobiom im Darm ist eine wichtige Schaltzentrale für die Abwehrkräfte und steht in engem Zusammenhang mit den Immunzellen. Die im Darm erworbene Immunkompetenz wird über die Lymphknoten im ganzen Körper weitergeleitet. Eine gesunde Darmflora sowie die richtigen probiotischen Bakterien stärken das Immunsystem, schützen vor Infektionen mit Viren und Bakterien und stellen auch einen potenziellen therapeutischen Ansatz bei entzündlichen Erkrankungen dar.


Colostrum

Colostrum ist die in den ersten Tagen nach der Geburt produzierte Milch von Muttertieren, speziell von Mutterkühen. Sie enthält einen Cocktail aus verschiedenen Vitaminen, Mineralstoffen und immunaktiven Stoffen, v.a. Immunglobulin. Der medizinische Wert von Colostrum wird in der deutschen Naturheilkunde schon lange anerkannt. Colostrum wird bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt, die mit einer Schwächung des Abwehrsystems einhergehen.


Ein Wort zum Schluss

Die alters- oder krankheitsbedingt schwindende Immunkompetenz kann mit Orthomolekularmedizin und Phytotherapie gezielt und effektiv unterstützt werden. Beide Therapierichtungen bieten ein großes Potential an Immunmodulatoren zur Steigerung der Immunkompetenz und ergänzen sich synergistisch.
Gerade in Zeiten wie diesen mit erhöhter Erregerbelastung kann dieser natürliche Pool an therapeutischen Möglichkeiten individuell für jeden Patienten passend ausgeschöpft werden.


Maria Hoderlein, Apothekerin
Klösterl-Apotheke