Die Globalisierung multiresistenter Keime

Antibiotika-Einsatz bei Darminfektionen kritisch bewertet

Fernreisende bringen immer häufiger multiresistente Darmbakterien mit nach Hause. Aktuelle Studien zeigen dabei, dass Urlauber, die an einer Darminfektion erkranken, von einer Antibiotika-Einnahme nicht profitieren, sondern sogar signifikant häufiger von multiresistenten Darmbakterien betroffen sind.

Eine schlüssige Erklärung liefert die Veröffentlichung von Sullivan im Lancet:
Die Antibiotika-Gabe bei einer Durchfall-Erkrankung selektiert gezielt die resistenten Arten, welche sich in Folge ungehindert vermehren können. Infektiologen raten deshalb von einer Antibiotika-Prophylaxe und von einer Antibiotika-Behandlung bei leichtem bis mittelschwerem Durchfall ab.

Multiresistenzen überspringen Artgrenzen
Experten konnten nachweisen, dass Multiresistenzen Artgrenzen überspringen. Schon vor mehr als 10 Jahren hat der Mikrobiologe Prof. Andreas Voss von der Universität Nimwegen die Übertragung eines Schweine-MRSA (multiresistenter Staphylococcus aureus) auf den Menschen dokumentiert. Durch den massiven Antibiotika-Einsatz in industriellen Tiermastbetrieben sind inzwischen 80% der Schweine und 50% der Rinder mit dem Schweine-MRSA infiziert und somit wächst auch das Infektionsrisiko für Menschen, die in der Tiermast tätig sind.

Schlechter Pflegeschlüssel – Hygienefehler vorprogrammiert
Unwissend mit multiresistenten Keimen infizierte Personen stellen in Krankenhäusern eine große Gefahr dar. Kommen sie dort mit immunologisch geschwächten Personen in Kontakt, so kann dies fatale Folgen haben.

MRE-Epidemien aufhalten mit gezieltem Screening
Fragen Sie bei Darminfektionen und Durchfall-Erkrankungen nach, ob Ihre Patienten eine Urlaubsreise in Risikogebiete unternommen haben oder in engem Kontakt zu Nutztieren stehen. Überdenken Sie jeden Antibiotika-Einsatz und vor allem eine prophylaktische Antibiotika-Gabe kritisch.

Quelle
news.doccheck.com, Multiresistente Erreger: Mitbringsel aus Mumbai, 7. Mai 2015